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Archive for September 2010

Politische Weichen sind gestellt

23. September 2010 Kommentare aus

Der Teufel liegt im Detail: Den Kulturhaus-Präsidenten will BM Dieter Pinggera künftig vom Gemeinderat formell ernannt wissen. Vize-Sekretär Gilbert Platzer (l.) bekommt ab 1. Oktober Schützenhilfe vom Glurnser Stadtsekretär Georg Sagmeister. Sagmeister ist neuer Schlanderser Teilzeit-Generalsekretär, denn bis Ende 2011 betreut er –per Vertrag ausgehandelt - Glurns als Sekretär weiter.

Die heißen Eisen wurden nicht angegangen. Die fünf Verwaltungsräte des Kulturhauses und jene drei des E-Werks werden erst bei der nächsten Sitzung vom Gemeinderat ernannt werden. Gestellt sind die Weichen. Die jüngsten Statutsänderungen – mehrheitlich abgesegnet – sehen vor, dass Verwaltungsräte und Präsident in einem Abwasch von den Gemeinderäten namhaft gemacht werden. Bisher war das anders. Die Verwaltungsräte haben den Kulturhaus-Präsidenten aus ihren Reihen gewählt und sich damit in einem autonomen Rahmen bewegt. Politische Einflussnahme kreideten deshalb gleich mehrere Räte bei der jüngsten Sitzung im Schlanderser Rathaus an. Fest steht, dass den Präsidentensessel die Kulturreferentin Monika Holzner Wunderer nicht übernehmen wird. Ein Regionalgesetz, das diese Verquickung verbietet, setzt den kontroversen, dreimonatigen Diskussionen ein Ende. Das Revisorendefizit – durch die Rückritte von den Wirtschaftsberatern Anita Thöni und Hubert Zwick entstanden – wird Heinrich Müller bis Ende des Jahres alleine ausgleichen. Dann wird auch Müller– auf Anweisung des Gemeindenverbandes – die Gemeindestube verlassen. Ob ein 3-köpfiges Revisorenkollegium eingesetzt oder ein Revisor monokratisch die Gemeinde überprüfen wird, hat der Gemeinderat Ende dieses Jahres zu entscheiden. Ein weiteres heißes Eisen  kommt damit ins Schlanderser Rathaus zur Diskussion. (ap)

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Unterwegs im „midlifetrain“

23. September 2010 Kommentare aus

Die Bühne beherrscht haben v. l. Erwin Windegger, Julia Hinteregger, Wolfgang Paulmichl (hinten) und Max Castlunger (nicht im Bild)

Sie sind alle auf den „midlife“-Zug aufgestiegen und nun unterwegs: die Musiker Wolfgang Paulmichl, Erwin Windegger, Julia Hinteregger, Michele Bonivento, Max Castlunger, Gerhard Egger und Martin Ohrwalder. Vor 30 Jahren hat die Geschichte angefangen, „als wir uns noch cool gefühlt haben“. Damit gemeint hat Paulmichl, gebürtiger Stilfser, den Start der heutigen mit zehn Eigenkompositionen gefüllten CD „Unterwegs-lifetrain“, die kürzlich im Kulturhaus Schlanders mit einem Konzert vorgestellt wurde. Gerecht geworden ist man jener Ankündigung, die von Musik, die in keine Schublade passt, gesprochen hat. „Midlife train“, der Hauptsong, hat mit seiner eigenen Dynamik das Zeug zum Ohrwurm, das Publikum hat’s mit Applaus bekräftigt. Jodeln in Jazz und in Rapp gepackt, das ergibt den Song „Na!Do nit“. Nicht auf der CD aber live präsentiert und Grandioses gelungen ist mit der Vertonung von Georg Paulmichls Hörbuch. „Die Staatsmänner“, „der Tod“ und „Universum“ von Wolfgang Paumichl intoniert, hat Windegger auf der Bühne mit Power inszeniert. Dem Publikum wurde aber nicht nur Aufregendes fürs Ohr präsentiert, den Kulturhausmannen und –frauen gebührt Lob: stimmig, mit Stil, ist das Ambiente für die CD-Präsentation arrangiert worden. (ap)

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Gastkommentar im Vinschgerwind

23. September 2010 Kommentare aus

Gastkommentar.

444 Millionen Kilometer zum Einkaufen

Nach einer aktuellen Studie des Berliner Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung hat sich die für Einkaufsfahrten zurückgelegte Wegstrecke der Deutschen allein von 1982 bis 2002 auf 444 Millionen Kilometer verdoppelt.

Der Hauptgrund für das Einkaufen „fahren“ und nicht mehr „gehen“: Der Versorgungsgrad mit kleineren Lebensmittelfachgeschäften vor Ort ist defizitär. Bundesweit ist seit 1970 die Zahl der kleineren, inhabergeführten Geschäfte von 125.000 auf 25.000 zurückgegangen. Gewinner waren vor allem die Verbrauchermärkte und Discounter auf der grünen Wiese. Orte, die weniger als 5000 Einwohner haben, sind meist uninteressant.

Mauro Stoffella, Sprecher des hds (Handels- und Dienstleistungsverband Südtirol)

Erfreulich ist, dass Südtirols flächendeckender Handel und das Vorhandensein von Geschäften in allen Dörfern auch ein ökologisches Einkaufsverhalten ermöglichen. Das belegt eine vor kurzem durchgeführte Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) der Handelskammer Bozen: Die meisten Kunden nämlich tätigen ihre täglichen Einkäufe zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem Bus oder mit der Bahn. Über 60 Prozent der Konsumenten kaufen täglich in der Nähe der eigenen Wohnung ein. Die kurzen Wege bis zum Geschäft im eigenen Ort werden dabei von den Südtirolern als wichtiger Aspekt der Lebensqualität eingestuft. Das ist europaweit einzigartig. Diese Struktur gilt es zu stärken und weiter zu entwickeln.

Mauro Stoffella, Sprecher des hds (Handels- und Dienstleistungsverband Südtirol)

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Schlanders für alle

23. September 2010 Kommentare aus

Der Tourismusverband in Schlanders ist Rollstuhlfahrern nicht zugänglich. Die öffentliche Toilette unterhalb des Kulturhauses ebenso wenig. Und vor dem Bürgersaal Vetzan fehlt ein Stellplatz für Menschen mit Behinderung. Insgesamt gibt es 617 solcher oder ähnlicher Hindernisse in der Gemeinde Schlanders. 100 davon mit besonderer Priorität. Hindernisse nicht nur für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung, Hindernisse auch für ältere Menschen, für Mütter mit Kinderwagen bis hin zu Lieferanten für Geschäfte und Hotels. Erhoben hat diese Barrieren die Sozialgenossenschaft Indipendent L.. Die Gemeindeverwaltung hat vor gut einem Jahr den Auftrag dazu gegeben. Grund dafür ist unter anderem ein Landesgesetz, das Barrieren in Südtirol abbauen will. Zur Halbzeit im Projekt „Barrierefreies Schlanders“ haben BM Dieter Pinggera und Sozialreferent Heinrich Fliri kürzlich ins Kulturhaus geladen. Mit Informationen zu sensibilisieren war das Ziel. (ap)

Nationalpark Stilfserjoch im Vinschgerwind

23. September 2010 Kommentare aus

Im Juli dieses Jahres ist im hinteren Ultental  ein

Wolf aufgetreten. Auf der Londai-A

lm, an der orographisch rechten Seite zwischen St. Nikolaus und St. Gertraud gelegen, hat der Wolf gealpte  Haustiere  gerissen. Der Wolf konnte auch fotografiert werden. Die Herkunft dieses ersten Wander- oder Streifwolfes seit fast 100 Jahren in Südtirol ist derzeit noch nicht bekannt. Gerüchte, dass in Ulten ein Wolfrudel unterwegs sei, stimmen nicht.

Das Auftreten des Wolfes in Hinterulten nehme ich zum Anlass, um eine sachliche Information über die spontane Rückkehr des Wolfes in die Alpen zu versuchen.

Vom Apennin in die Alpen

In den Apenninen hat der Wolf überlebt. Jetzt kommt er von Westen in die Zentralalpen zurück. Es

handelt sich um eine spontane Rückkehr und nicht um ein künstliches Wiederansiedlungsprojekt. Die Italien-Wölfe (Canis lupus italicus) haben aus dem mittleren Apennin zuerst den gesamten tosko-emilianischen und ligurischen Apennin und im Jahre 1992 die See-Alpen der italienischen und französischen Südabdachung wiederbesiedelt. Im Piemont ist der Wolf ab 1995 wieder aufgetreten. Es ist absehbar, dass Wölfe aus dem Westen die Zentralalpen durchdringen und bis zu den Wolfpopulationen Sloweniens und des Balkans vorstoßen. In den Alpen war der Wolf um das Jahr 1930 ausgestorben, als die letzten Exemplare in Piemont abgeschossen worden waren. Die italienischen Wölfe sind mit einem Maximalgewicht von 40 kg kleiner als die Wölfe im hohen Norden, wo sie 80 kg Körpergewicht erreichen und Tiere bis zur Größe von Elchen jagen.

Eine anpassungsfähige Art

In seiner zoologischen Einordnung gehört der Wolf zur Familie der Hundeartigen (Canidae). Prof. Luigi Boitani ist Zoologe an der römischen Universität La Sapienza und gilt in Italien und europaweit als einer der führenden Wolf-Experten. Prof. Boitani charakterisiert den Wolf in seinen Lebensraumansprüchen so: „Der Wolf hat beachtliche Fähigkeiten, sich zu vermehren und große Distanzen zurückzulegen: Wenn ein Wolf etwa zwei Jahre alt ist, verlässt er seine Stammfamilie und macht sich auf die Suche nach einem neuen Partner und einem neuen Territorium. Bei dieser Gelegenheit ist es normal, dass er innert weniger Tage mehr als hundert Kilomet

er zurücklegt. Außerdem findet der Wolf an verschiedensten Orten Nahrung. Sicher sind große Huftiere wie Hirsche, Rehe, Gämsen oder auch Wildschweine seine bevorzugte Beute, aber er kann auch mit Abfällen, Nagetieren oder anderer kleiner Beute überleben.“

Vorprogrammierte Konflikte

Der große Beutegreifer Wolf ist also eine sehr anpassungsfähige Art. In der Regel jagt er im Rudel. Wo sich die Gelegenheit ergibt, greift er auch Haustiere an. Schäden für die lokale Landwirtschaft entstehen vor allem im Sommer durch die Tötung von gealpten Weidetieren. Dies ist der schwierigste Punkt für die Erhaltung des Wolfes. In ländlichen Räumen, wo der Haltung von Rindern, Ziegen und Schafen und der Almwirtschaft eine wesentliche wirtschaftliche Bedeutung zukommt, bringt die Rückkehr des Wolfes Probleme mit sich, die nicht einfach zu lösen sind.

Der Gefährdungsgrad

Der Wolf ist weltweit betrachtet nicht vom Aussterben bedroht. In Kanada, Alaska und anderen Teilen Nordamerikas sowie in weiten Teilen Asiens gibt es Tausende von Wölfen. Die Art Canis lupus hatte in geschichtlichen Zeiträumen das größte natürliche Verbreitungsgebiet, das eine Säugetierart auf der Welt je besetzte: Es reichte über drei Kontinente, über ganz Europa von der Arktis bis nach Nordafrika, in Asien von Sibirien bis Indien, und in Amerika von den nördlichen Polargebieten bis Mittelamerika.

Bestandeszahlen

Für das Ende der 1990-er Jahre gibt L. Boitani den Bestand der Wölfe im nördlichen und mittleren Apennin mit rund 500 Tieren an. Für die Schweiz wurden im Jahre 2009 12 Individuen genetisch nachgewiesen, darunter 2 Weibchen.  Die Anwesenheit von weiteren 5-6 Wölfen in der Schweiz ist wahrscheinlich. 7 Wölfe wurden bisher in der Schweiz nach behördlicher Genehmigung legal abgeschossen, 3 Fälle von Wilderei sind amtlich dokumentiert.

In jenem Teil des westlichen Alpenbogens, der sich vom Mittelmeer bis zum Genfer See erstreckt, leben derzeit etwa 70 Wölfe in Italien in 15-17 Familien und 140-160 Wölfe in bekannten 19 Rudeln in Frankreich.

Die Wölfe der Lausitz in den deutschen Bundesländern Sachsen und Brandenburg stammen aus Polen und gehören nicht zur Unterart Canis lupus italicus. Der Bestand der Wölfe in Deutschland wird derzeit mit 50 Tieren angegeben.

Der Wolfbestand in Europa wird auf 20.000 Tiere geschätzt.

Rechtlicher Schutzstatus

Der Wolf genießt durch nationales, europäisches und internationales Recht einen sehr strengen Schutz. Das italienische Jagdrahmengesetz Nr. 157 aus dem Jahre 1992 sieht für die illegale  Tötung eines Wolfes eine Strafe bis 2.065 Ä oder Haft bis zu 8 Monaten vor. Der Berner Konvention zum Artenschutz von 1979 ist Italien mit Gesetz Nr. 503/1981 beigetreten. Im Weiteren  ist der Wolf durch die Habitat-Richtlinie 92/43 der Europäischen Gemeinschaft geschützt sowie international durch die C.I.T.E.S.-Bestimmung

en und die Rote Liste der Internationalen Union für die Erhaltung der Natur (I.U.C.N.).

Störung, Fang, Erlegen, Besitz, Halten, Transport und Vermarktung von – aus freier Wildbahn entnommenen- Wölfen sind untersagt. Ausnahmen dazu kann in Italien, nach Anhören des nationalen wildbiologischen Institutes I.S.P.R.A. nur der Umweltminister erteilen. Die Kompetenz, Wölfe etwa als Schadwölfe zu klassifizieren und  zu fangen oder abzuschießen, liegt nach derzeit gültiger  Gesetzesnorm also beim Umweltminister in Rom, nicht beim Landeshauptmann in Bozen.

Wolf-Report

Piemont 1999-2010

Wie bereits weiter oben gesagt, ist der Wolf Mitte der 1990-er Jahre in das Gebiet der Region Piemont zurückgekehrt. Im Winter 2008/09 gab es Wölfe in den drei piemontesischen Provinzen Cuneo, Turin und Alessandria.

Seit der Bildung der ersten Wolfrudel in Piemont  hat die Regionalverwaltung einen Stab von Naturwissenschaftlern, Veterinärmedizinern und anderen Technikern eingerichtet. Das Team ist für das Wolf-Monitoring zuständig. Die interdisziplinäre Arbeitsgruppe  beobachtet, forscht, dokumentiert, informiert, hält Kontakte zu den Viehhaltern, berät zu Vorbeugemaßnahmen zur Schadensverhütung und erhebt und vergütet aufgetretene Schäden an Haustieren. Seit einigen Jahren erscheint in der Region Piemont ein amtlicher Wolf-Report.

Der 130-seitige Wolf-Report Piemont 1999-2010 fasst neben Themen zur Biolgie und Ökologie des Wolfes  10 Jahre Erfahrung in der schwierigen Koexistenz zwischen Viehhaltern und Wolf zusammen. Der piemontesische  Report  gilt derzeit als eine der wichtigsten wissenschaftlichen Informationsquellen über den Wolf im Alpenraum. Er gibt Aufschluss zu Status, Verteilung, Ausbreitungstendenz des Wolfes, weiters  zu seiner Ernährungsökologie, zu den Schadensrissen von Haustieren und zu möglichen Vorbeugemaßnahmen. Im Rahmen des hier verfügbaren Platzes fasse ich ein paar Kernaussagen  aus diesem  Bericht zusammen:

• Je nach Territorium des jeweiligen Wolfsrudels bilden Rehe, Wildschweine, Gämsen und Hirsche die Hauptnahrung der piemontesischen Wölfe. Während der Almsömmerung reißen die Wölfe auch Haustiere. Im Jahre 2009 ist es in den 3 Provinzen Cuneo, Turin und Alessandria zu 117 Wolfsattacken mit 293 Rissen von Haustieren gekommen. 85 % der getöteten Haustiere waren Schafe und Ziegen, 15 % Rinder und hier vorwiegend frische Kälber von Mutterkühen, welche im Freien  auf der Alm abgekalbt haben.

Die gerissenen Haustiere sollen in das Verhältnis der gealpten Tiere gesetzt werden: Auf 2.100 bestoßenen Almen wurden in Piemont insgesamt 93.500 Rinder und 113.000 Schafe und Ziegen gealpt. Die Alpungszahlen beziehen sich auf das Jahr 2008 und  stammen vom Veterinärmedizinischen Dienst der Region.

Interessehalber sei  wiedergegeben, dass zur Abgeltung der Haustier-Risse durch Wölfe in Piemont im Jahre 2009 69.145 Ä aufgewendet wurden.

• Das Verhältnis zwischen viehhaltenden Landwirten und Wolf ist in jenen  Gebieten, in welche der Wolf neu zugewandert ist, konfliktbeladener als in den Gebieten, in die der Wolf schon seit Längerem zurückgekehrt ist.

• Nach 15 Jahren Wolfpräsenz in Piemont zeigt sich, dass die Anzahl der gealpten Weidetiere im Bewertungszeitraum 1998-2008 nicht rückläufig ist.

• Auf jenen Almen, wo Herdenschutzmaßnahmen gesetzt werden, sind Wolfattacken auf Haustiere fast völlig ausgeblieben.

Herdenschutzmaßnahmen sind:

– die Behirtung der Alm mit dauernder Anwesenheit des Hirten,

– der Einsatz von Schutzhunden (vorwiegend der Rasse Pastori maremmani abruzzesi),

– die nächtliche Koppelhaltung der Weidetiere in Elektroschutzzäunen.

• Zur Abdeckung der Mehrkosten zum Herdenschutz durch Behirtung und den Einsatz von Schutzhunden schüttet die Region eine erhöhte Alpungsprämie aus, welche nach einem Kriterienkatalog mit Punktesystem zuerkannt wird.