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Posts Tagged ‘Langtaufers’

Wir sind Fraktionisten

33 Fraktionen, die von einem Komitee verwaltet werden, gibt es zwischen dem Reschen und der Töll. Sie hüten Gemeinnutzungsrechte, die aus dem Mittelalter stammen und heute allen Bürgern zustehen. Ursprünglich ging es um Holz, Weide und Almen. Die Zeiten ändern sich und sie ändern sich rasch: Marmorbrüche, intensiv genutzte ehemalige Weiden und jüngst der Appetit auf satte Erlöse aus der Stromwirtschaft katapultieren die Fraktionen in die Neuzeit. Neuwahlen dieser Komitees stehen demnächst an.

von Erwin Bernhart

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„A Goaß zun Geburtstog“

21. Oktober 2010 Kommentare aus

Jungbauer Robert und seine „Modells“. So nennt er seine Ziegen

Hofkäsereien, Bio- und Bauernläden schießen wie Pilze aus dem Boden. Alles ist natürlich „bio“: Tee, Likör, Fleisch, Wein, Marmelade, Honig und nicht zuletzt der Käse. Überhaupt Käse und das Gespräch über Käse gehören inzwischen zum Lifestyle, dabei vergewissern sich die Degustierenden ihrer selbst. „Man“ versteht was von Käse und zeigt es auch. Die Preise schießen von alleine in die Höhe. Doch ist es natürlich ein positiver Trend, wenn unsere Bauern endlich verstehen, dass ihre eigenen Produkte etwas wert sind und die Landwirtschaft sich so sinnvoll weiter betreiben lässt. Lifestyle hin oder her- den Bauern kann’s recht sein.

In Melag, dem hintersten Weiler von Langtaufers, sitze ich in einer neuen Küche, mir gegenüber Robert, der Jungbauer, Karl, der Vater und Beatrix seine Frau. Hier ist wenig von Lifestyle zu spüren, eher Zurückhaltung, ja Schüchternheit geben den Ton an. Vater Karl würde, das merke ich, lieber zurück zu seiner Arbeit auf die Wiesen gehen, als mit mir über seine erfolgreiche Hofkäserei zu sprechen. Der 22- jährige Robert taut langsam aber sicher im Laufe des Gesprächs auf.

Die Hofkäserei „Gamsegg“ gehörte zu den ersten im Vinschgau, in einer Zeit als man Bauern, die Selbstinitiative ergriffen haben, ausgelacht hat. 1994 bekamen die beiden Buben der Familie zum Geburtstag zwei Ziegen geschenkt, bis dahin hatte die Familie natürlich wie alle anderen der „heiligen Kuh Mila“ ihre Milch verkauft, Karl ging neben der Landwirtschaft arbeiten.

Schon lange aber spielte er mit dem Gedanken, von seinem Hof alleine leben zu können. Die Geburtstagsziegen vermehrten sich, die „Goaßmilch“ wurde mit den Jahren immer mehr. „Die Mila“, erzählt Karl, „zahlte für die gute Ziegenmilch den selben Preis wie für die Kuhmilch, obwohl sie das doppelte wert war.“ Es reichte ihm. Karl begann mit der Milch der Ziegen selbst zu käsen, zuerst für seine Familie, dann für seine Gäste. Das Lob war groß und so wagte er mit fünfzig Jahren noch einen großen Schritt: Er kündigte bei der Mila und bei seinem Arbeitgeber und machte sich selbstständig.

Vor allem im Frühsommer ist er gerammelt voll: Käsekeller Gamsegghof

Sennereikurse in Österreich und weitere LEADER-Kurse im Lande brachten den interessierten Bauer, zusammen mit der Liebe zu seinem Hof und der Unterstützung seiner Familie auf den richtigen Weg.

Heute arbeitet die Familie äußerst einträglich und Jungbauer Robert plant mit Feuereifer zumindest bauliche Erweiterungen. Denn die Produktpalette soll im Moment so bleiben wie sie ist: Bärenbart als reiner Ziegenrohmilchkäse, Freibrunner als reiner Kuhrohmilchkäse, Bergnelke als gemischter Ziegen- und Kuhrohmilchkäse und Schafkopf als reiner Schafrohmilchkäse. Vier Käsesorten ohne großen Schnickschnack und Aufmachung. Schlichte Etiketten, so gut wie keine Werbung. Und doch könnten die Hoheneggers leicht das Doppelte verkaufen: „Zun Jammern houbmr koa Zeit mea“, sagt mir Karl. Im Gegenteil: Andere Bauern im Tal profitieren von Gamsegg und dem Käse und liefern ihre Milch. Lachen tut schon lange niemand mehr, wenn auch nicht jeder der eigenen Leute den Wert solcher Betriebe schätzen kann.

Natürlich arbeiten sie mit Großhändlern zusammen, die geben, so sagt Mutter Beatrix, eine gewisse Sicherheit, wenn der Keller an Käselaiben im Frühsommer fast erstickt.

 

„De Gust“ vertreibt ihren „Kaas“ europaweit, mit „Ahrntal Natur“ sind sie unter den besten 300 Bauernprodukten in Südtirol dabei. Auch das vielen bekannte Biokistl hat den Gamsegg- Kaas in ihrem Sortiment. Und natürlich die Bauernläden, vor allem der unter Schloss Juval, verlangen nach dem begehrten, bodenständigen Käse. Doch auch die einheimischen Geschäfte im Obervinschgau sind fleißige Abnehmer des Langtauferer Käses. Der Hofverkauf muss manchmal gar eingestellt werden, weil zu wenig Käse beziehungsweise zu wenig Milch da ist.

Es liegt halt in der Natur, dass Ziegen nicht wie Kühe das ganze Jahr gleich viel Milch geben. Engpässe sind vorbestimmt, den natürlichen Rhythmus der Tiere können auch die drängenden Großhändler oder an das Hofladenfenster klopfende Italiener nicht ändern.

Karin Thöni

 

 

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10 Jahre Erlebnisschule Langtaufers

23. September 2010 Kommentare aus

Einige der vielen Mitarbeiter, durch deren Einsatz die Erlebnisschule überhaupt bestehen kann

Pfarrer Norbert Wilhalm segnete den neuen Spielplatz der Erlebnisschule; Leiter und Koordinator Wolfgang Thöni

Die Erlebnisschule hat sich zu einer sehr wichtigen kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Säule für das Langtauferertal entwickelt“, so der Bürgermeister der Gemeinde Graun Heinrich Noggler bei den Feierlichkeiten anlässlich der 10 Jahrfeier am vergangenen Samstag. Die Wichtigkeit der Erlebnisschule zeigte die rege Teilnahme der Bevölkerung und vor allem das Erscheinen zahlreicher Vertreter der Gemeindeverwaltung, der Landesregierung und der Schule an der Feierlichkeit. Nachdem vor 20 Jahren die Grundschule in Grub aufgrund zu geringer Schüleranzahl geschlossen wurde, entwickelte sich nach mehreren Überlegungen die Idee, die Räumlichkeiten für ein spezielles Bildungsprojekt zu nutzen. Durch die finanzielle Unterstützung von Leader und später vom Land konnte die Schule im Herbst 2000 eröffnet werden. Die Leitung und Koordination der Erlebnisschule übernahm der ehemalige Lehrer Wolfgang Thöni aus Langtaufers. Nach einiger Zeit wurde eine zweite Lehrperson, zuerst Zita Paulmichl und später Helga Stecher, vom Unterricht in der Grundschule freigestellt und in der Erlebnisschule beschäftigt. Inzwischen ist die Erlebnisschule Teil des Schulsprengels Graun und wird seit einigen Jahren vom Schulamt finanziell unterstützt. Immer mehr Schulklassen, vorwiegend aus Südtirol aber auch über die Grenzen hinaus, kommen für einige Tage nach Langtaufers. Ein gut durchdachtes Programm, die besondere Naturlandschaft

Mitarbeiter Andreas Fliri und Helga Stecher

und vor allem die Unterbringung auf verschiedenen Bauernhöfen der Umgebung, lassen den Aufenthalt zu einem besonderen Erlebnis werden. Die Kinder und Jugendlichen lernen das Leben auf dem Land kennen und werden für die Arbeitswelt der Bergbauern sensibilisiert. Von fundamentaler Bedeutung für die Erlebnisschule ist dabei der Einsatz von vielen Bauern und Mitarbeitern des Tales. Diese vermitteln den „kleinen Gästen“ einen Einblick über die Haltung von Tieren, Verarbeitung von Milch, Brot backen, Imkerei, Wald und Holz, Klettern, Schneeschuhwandern und Lawinenkunde, Holzschlittenfahren, Filzen und Wollverarbeitung, Geschichte und Kultur der Umgebung. Sonja Saurer, die neue Direktorin des Schulsprengels Graun, bezeichnete die Erlebnisschule nicht nur als großen Gewinn für Langtaufers, sondern auch für die Kinder der heutigen Zeit. Sie betont, dass ihre Besonderheit in einem ganzheitlichen Lernen mit allen Sinnen und durch das

v.l.: Bürgermeister Heinrich Noggler, Schulamtsleiter Peter Höllrigl und Direktor Reinhard Karl Zangerle

aktive Mithelfen vor Ort, liegt.  (sar)

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Liebesgefühle sorgen für Turbulenzen

6. Mai 2010 Kommentare aus

Anton Stecher in Aktion

Wenn die „Touler“ Theater spielen, dann können sie mit vielen Besuchern rechnen. Das faszinierende an den Darbietungen der Heimatbühne Langtaufers ist der unverfälschte Dialekt des Hochtales, der authentisch gesprochen wird und unabhängig vom Inhalt des Stückes für viele Lacher sorgt. Auch heuer waren die Aufführungen im renovierten Saal in Pedross nahezu ausverkauft. Und es wird am kommenden Wochenende eine Zusatzaufführung geben. „Veilchenduft im Omnibus“ von Erich Koch ist eine Komödie, die sich um Beziehungsgeschichten dreht, um Kurschatten, die unangekündigt auftauchen, um eine Redakteurin des „Vinscherwind“, die mit dem Geld eines Preisausschreibens lockt, um einen französischen Charmeur und um einen Opa, der seinen dritten Frühling spürt und mit esoterischen Ritualen und mit Viagra versucht, eine Frau zu gewinnen. Die Länge des Stückes verlangt den Akteuren einiges ab, und auch den Zuschauern. Geschickt zeigen sich die Helferinnen und Helfern hinter der Bühne, die bei mehrmaligen Kostümwechseln und in der Maske mit Bravour arbeiten. Für Spiel- und Gesamtleitung waren Nirvana Thöni beziehungsweise Helmuth Blaas verantwortlich.

Zusatzaufführung: Samstag, 8. Mai um 20.30 Uhr im Kulturhaus Pedross. Reservierung: 0473 633 385. (mds)

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Aushängeschild für die „Touler“

6. Mai 2010 Kommentare aus

Volles Haus in Pedross; Herbert Raffeiner, Peter Eller und Erhard Joos

BM Albrecht Plangger: Krimi für’s Talbuch

Großes Interesse hat die Vorstellung des „Talbuches Langtaufers“ hervorgerufen. Der Vereinssaal von Pedross war vor vierzehn Tagen bis auf den letzten Platz gefüllt und die Erwartung groß. Die Erwartungen wurden voll erfüllt. Bei der äußerst kurzweiligen Buch-Vorstellung, durch die federführend Peter Eller, unter anderem für die Belange von Langtaufers zuständiger Gemeindereferent, und Schriftleiter Herbert Raffeiner führten, wurde eines klar: Das von 20 Autoren, überwiegend aus Langtaufers stammend oder dem malerischen Hochtal zugetan, gestaltete 600 Seiten starke Werk, wird zu einer „Identitätskarte der Touler“ werden. So formulierte es der Mitautor und Wiener Universitätsprofessor für Geologie und der aus Langtaufers stammende Martin Thöni in einem Brief. Begeistert war auch BM Albrecht Plangger. „Das Buch hat sich das Tal verdient. Man hat etwas Gscheites gemacht. Durchlesen lohnt sich“, rief Plangger den Toulern und den zahlreichen Gästen zu. Von Raffeiner wurde dem Mitautor Plangger beschienen, einen regelrechten Krimi über die Energiegeschichte geschrieben zu haben. Die Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur lobte, dass das Talbuch wissenschaftlich Fundiertes und allgemein Verständliches in sich vereine und aufgrund der 20 Autoren, was bei Dorf- oder Talbüchern höchst selten vorkomme, äußerst fassettenreich geworden ist. Landesrat Richard Theiner gab seine Freude zum Ausdruck, dass das Buch noch in der Amtszeit von Albrecht Plangger erschienen ist.

Finanziell unterstützt haben das Talbuch die Gemeinde Graun, das Assessorat von Kasslatter Mur, die Raiffeisenkasse Obervinschgau und die Fraktionsverwaltung von Langtaufers. In Othmar Thaler fanden die Herausgeber Peter Eller, Erhard Joos und Alois Stecher einen fachkundigen und großzügigen Berater im Tappeiner Verlag. Im Anschluss an die Vorstellung wurde in der Feuerwehrhalle bei köstlichem Buffet ausgiebig gefeiert. (eb)

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