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Archive for 22. April 2010

Anteilnahme

Sicher ist nur der Tod. Was banal klingt, ist wahr. Diese Gewissheit hat uns allen das große Zugunglück am Montag vor einer Woche mit Brutalität ins Bewusstsein gedrückt. In ein Bewusstsein, in welchem scheinbar der Tod nicht und in dieser außergewöhnlichen Form schon gar nicht Platz haben darf. Den Tod, so tragisch er gekommen ist, kann man nicht ungeschehen machen. Den Angehörigen, die ihre Liebsten bei dem Unfall verloren haben, gilt unser Mitgefühl. Für ihre Trauer und für die Verarbeitung des Unfassbaren wünschen wir ihnen viel Kraft. Den Schwerverletzten und den Verletzten wünschen wir Genesung. Zuversicht kann die Gesellschaft aus dem Einsatz der vielen freiwilligen Helfer schöpfen, die stumm und mutig geholfen haben. Erwin Bernhart „Der Vinschgerwind“

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Nachgedacht

22. April 2010 Kommentare aus

„Eine Geschichte ist erst dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmst mögliche Wende genommen hat.“ So schreibt Friedrich Dürrenmatt zu seinem bekannten Theaterstück „Die Physiker“ in den 1960er Jahren. Diese tiefe Erkenntnis kommt einem in den Sinn in Anbetracht der Tragödie vom 12. April, die unser Vinschgau aus heiterem Himmel ereilt hat, umgeben von der furchtbaren Flugzeugkatastrophe in Russland und dem Erdbeben in China.  So viel Unglück, so viel Leid, erzeugt innerhalb weniger Sekunden. Dieses Zugunglück wird zweifellos als dunkelste Stunde für viele Jahre in unsere Geschichte eingehen.

Auch wenn die Gerichte früher oder später „Schuld“ ermitteln werden, bleibt das Zusammentreffen so vieler unglücklicher Umstände genau in einem Moment unheimlich. „Eine Geschichte ist erst dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmst mögliche Wende genommen hat.“ Diese Einschätzung mag zunächst etwas sehr düster anmuten, Ereignisse wie am 12. April geben ihr jedoch Recht. Es bleibt genau dieses letzte Risiko, das wir nicht ausschließen können, dass wir nicht steuern können, wo wir gleichermassen macht- und hilflos sind. Hiob sagt es noch deutlicher: „Wovor mir Angst war, das hat mich getroffen, und wovor mir graute, das kam über mich.“ (Hiob 3,25) Es wird lange dauern, bis wir akzeptieren können, was da geschah. Verstehen werden wir es vermutlich nie. Auf einmal wird uns wieder bewusst, welch großes Geschenk unser Leben eigentlich ist. Ja genau, ein Geschenk, das wir einfach so bekommen. Recht darauf haben wir keines. Deshalb ist jeder gelebte Tag ein geschenkter Tag, jede gelebte Stunde eine geschenkte Stunde. Genau diese Botschaft geht auch vom 12. April aus: Mensch, dein Leben ist ein Geschenk. Behandle es auch so. Denn es kann ganz schnell vorbei sein.

von Don Mario Pinggera

Vinschgerwind – Kommentar: „Zeit für Vernunft“

22. April 2010 Kommentare aus

Es hätte jeden von uns treffen können. Zug gefahren ist fast jeder schon einmal. Der Zugang ist jedem offen. Aus diesem Grund und weil nicht nur wir Vinschger stolz auf unseren Zug sind, war die Betroffenheit, die Bestürzung am Montag und in der vergangenen Woche riesengroß, sogar lähmend. Die große Bestürzung, die Anteilnahme, die riesige mediale Aufmerksamkeit für die Opfer, für die Katastrophe ist abgeebbt. So hart es klingt. Richtig war es, viele Veranstaltungen in der vorigen Woche abzusagen. Man hat Luft zum Atmen gebraucht. Scheinheilige Gesellschaft? Mitnichten. Ein Abebben ist wichtig für uns, für die Gesellschaft, wahrscheinlich auch für die Angehörigen.

Was bleibt, ist die Trauer der Angehörigen. Die ist nicht sichtbar. Trauer ist, letztlich, Privatsache. Dies muss respektiert werden.

Was zudem bleiben wird, ist auch der Versuch, sich dem Unfassbaren, dem Schicksalhaften, dem Unerklärlichen, mit den Waffen der Vernunft, des Verstandes zu nähern. Eines ist sicher: Es wird wohl keine vernünftige Erklärung für den folgenschweren Zufall geben können, der den Vinschgerzug exakt zu jenem Zeitpunkt in die unselige Mure hat fahren lassen. Einige Zeit früher… einige Zeit später….

Gutachter unter der Aufsicht des Staatsanwaltes werden sich, im Auftrag der Gesellschaft, einer Erklärung widmen und alle möglichen Einflüsse, die zu dieser Katastrophe geführt haben, unter die Lupe nehmen. Eine Vorverurteilung, in welche Richtung auch immer, ist nicht zielführend. Wie der Trauer, sollte auch der Vernunft Raum und Zeit gegeben werden.

Erwin Bernhart

Neue Gesichter dränge(l)n in den Rat

22. April 2010 Kommentare aus

Vinschgerwind - Titel 8/10

Fünf Parteien treten in Naturns am 16. Mai zu den Gemeinderatswahlen an –  so viele wie noch nie zuvor. Neben der Südtiroler Volkspartei (SVP), den Freiheitlichen und der Union für Südtirol,  kämpfen die neugegründete Bürgerliste „ Zukunft Naturns“, sowie erstmals auch die „Südtiroler Freiheit“ um den Einzug in den Gemeinderat. Der Bürgermeisterwahl stellen sich drei Kandidaten: der bisherige Amtsinhaber Andreas Heidegger (SVP), Franz Gritsch (Union für Südtirol) und Wolfgang Stocker (Die Freiheitlichen).

von Martin Platzgummer

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Die Tragödie und deren rechtliche Folgen

22. April 2010 Kommentare aus

Eine gute Woche ist nun seit dem erschütternden Zugunglück in der Latschander verstrichen. Der Schmerz der Angehörigen hat sich noch nicht gelegt, und schon haben die Mühlen der Justiz unerbittlich zu mahlen begonnen. Andererseits war nach dem tragischen Ereignis keine Zeit für pietätvolles Innehalten, musste doch vor Ort das Beweismaterial für eine etwaige Anklageerhebung gesichert werden. Ins Visier des Staatsanwalts geraten sind neben den beiden Grundstückseigentümern auch der gesamte Führungsausschuss des Bonifizierungskonsortiums Vinschgau. Die Anklage lautet auf fahrlässige Tötung, Gefährdung eines Verkehrsweges sowie Herbeiführung eines Murenabganges.

Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen kann als gesichert angesehen werden, dass aus einem Leck in der Beregnungsleitung eine größere Menge Wasser ausgetreten ist, welches in das Erdreich der Böschung oberhalb der Bahnlinie eingedrungen ist und dieses aufgeweicht hat. Die vom herannahenden Zug ausgehende Erschütterung genügte, um die mit Wasser vollgetränkte Erde als Mure herunterdonnern zu lassen. Außer Streit scheint auch zu sein, dass das Wasser aus einer Hauptleitung der Beregnung ausgetreten ist und dass diese Leitung dem Bonifizierungskonsortium Vinschgau gehört. Damit scheiden die Bauern, über deren Grund die Leitung verläuft, als Verantwortliche auf jeden Fall aus.

Strafrechtlich ist die Position der Führungsmannschaft des Bonifizierungskonsortiums eher prekär. Der Hinweis auf in der gleichen Gegend angeblich vorhandene Quellen ist wenig hilfreich, denn erst das Beregnungswasser hat das „Fass zum Überlaufen“ gebracht, sodass sich an der Ursächlichkeit  nichts ändert.

Zivilrechtlich ist die Situation der Geschädigten ziemlich einfach.  Sie können sich auf den Personenbeförderungsvertrag mit der SAD und die damit verbundene Verschuldensvermutung berufen. Den Bahnbetreiber obliegt es dann, die höhere Gewalt oder ein Drittverschulden zu beweisen. Für das Bonifizierungskonsortium kann man nur hoffen, dass die Anlagen ausreichend versichert sind. Wenn es stimmt, dass die Deckungssumme nur 1,9 Millionen Euro beträgt, dann könnte es „eng“ werden!

Peter Tappeiner

Rechtsanwalt