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Archive for 12. August 2010

Vinschgerwind – Kommentar: „Sommerloch“

12. August 2010 Hinterlasse einen Kommentar

Sommerloch? Gibt’s keines! Das Sommerloch ist eine mediale Erfindung. S’ist Saison, auch touristische Hochsaison. Genau zu dieser Hochsaison ist eine weitere touristische Hochsaison dazugekommen: das Problem des Tourismus im Vinschgau. Da ist eine spannende Entwicklung im Gange, angeschoben vom Tourismuslandesrat Hans Berger. Entwicklungen verfolgen wir mit Interesse. Die Beobachtung von Entwicklungen, so sehen es wir vom „Vinschgerwind“, ist eine unserer Aufgaben. Denn an Entwicklungen können Instrumente der Demokratie abgelesen werden. Bei Entwicklungen wird diskutiert, argumentiert und auch gestritten – wenn demokratische Mittel gewählt werden. Für Politiker ist das mitunter die hässliche, die unschöne Seite der Demokratie. Die, so sehen wir es, gehört ans Tageslicht. Miesmachen sagen da einige. Stimmt nicht, sagen wir: die „hässliche“ Seite ist demokratiepolitisch genauso wichtig wie die vermeintlich schöne Seite.

Die Politik ist ergebnisorientiert. Ergebnisse lassen sich, so sehen es Politiker, in der Öffentlichkeit besser und schöner darstellen. Bei der Verkündigung von Ergebnissen können die vorangegangenen Entwicklungen kaschiert oder gar weggelassen werden. Ergebnisse, vor allem schöne, haben in der Öffentlichkeit genügend Eigendynamik, man schreibt gerne darüber – die Darstellungsmöglichkeiten sind vielfältig.

Den Beobachterstatus, den neutralen, den nicht vereinnahmenden, lassen wir uns nicht nehmen. Auch während des vermeintlichen Sommerloches nicht. S’ist immer Saison auf dem politischen Parkett. Da ist auf den „Vinschgerwind“ eben Verlass.

Erwin Bernhart, Chefredakteur

Gemeinsamer Nenner gesucht

12. August 2010 Kommentare aus

BM Dieter Pinggera und Vize-BM Monika Holzner Wunderer: „Alles offen.“ Kulturhaus-Interimspräsident Konrad Lechthaler: „Keine Ahnung, steige aus.“

Nicht mit dem Latein am Ende, aber zumindest in Bedrängnis, scheinen die Schlanderser Gemeindeväter in der causa Kulturhaus „Karl Schönherr“ zu sein. Uneins bis ins Detail wurde das Ganze bei der jüngsten Ausschusssitzung vertagt. Bürgermeister Dieter Pinggera will sich nicht in die Nesseln setzen: „Es ist eine komplexe Diskussion.“ Mit anderen Worten: Alle sitzen wie auf Nadeln. „Alles ist offen“, sagt Monika Holzner-Wunderer, die Vizebürgermeisterin. Fakt ist, dass die Diskussion groß und die Ratlosigkeit noch größer ist. Der Grund: Was für die einen einem personellen Raubbau und politischer Einverleibung gleichkommt, ist für die anderen notwendige Einsparungspolitik. Debattiert wird die Kürzung von Verwaltungsräten des Kulturhauses einerseits und die ehrenamtliche Präsidentschaftsübernahme von Kulturreferentin Monika Holzner Wunderer andererseits. Eine heikle Diskussion, auch weil damit personelle Veränderungen einher gehen. Derzeit sitzen Hubert Kuppelwieser, Christine Holzer und Günther Gluderer als Verwaltungsräte und Konrad Lechthaler als Interimspräsident im Kulturhaus. „Ich habe keine Ahnung, was passieren wird“, sagt Lechthaler zum „Wind“, „ich für meinen Teil werde aus gesundheitlichen Gründen aussteigen.“ Sich in Position gebracht und Interesse auf Verwaltungs- und Präsidentenposten angemeldet, haben bereits etliche Schlanderser Vereine und Organisationen. Geräuschlos wird der Einstand des neuen Kulturhausvorstandes demnach nicht über die Bühne gehen. Sollte  der Präsidentensessel an die Schlanderser Gemeindestube, die Exekutive, gekoppelt und Räte gekürzt werden, wird bei der Gemeinderatssitzung am 16. September ein Tagesordnungspunkt die Änderung der geltenden Statuten betreffen. Spätestens da sollte dann jene Marschrichtung feststehen, die gleichzeitig auch eine Weichenstellung für die Kultur, das kulturelle Angebot in Schlanders ist. Potential wäre noch da. (ap)

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Mals schiebt Riegel vor

12. August 2010 Kommentare aus

Wirtschaftsreferent Joachim Theiner: vermeiden, dass ein Großer daherkommt

Einen Handelsplan hatte die Gemeinde Mals bisher noch keinen. Nun hat sie einen, der fünf Jahre Gültigkeit haben wird. Mit dem Kaufleuteausschuss um Obmann Robert Weirather hatte der Wirtschaftsreferent Joachim Theiner den Handelsplan im Vorfeld abgesprochen und vor 14 Tagen im Gemeinderat zur Abstimmung vorgelegt. In Kaufleutekreisen ist der Wunsch nach einem Handelplan seit längerem vorhanden. Als Zone 1 wurde demnach das Zentrum von Mals definiert, in dem jeder eine Handelstätigkeit ohne weitere Formalitäten in einem Flächenausmaß von bis zu 500 Quadratmetern beginnen kann. Außerhalb des Ortszentrums von Mals ist das gesamte Gemeindegebiet als Zone 2 ausgewiesen. Dort stehen insgesamt 319 Quadratmeter an Handelsfläche zur Verfügung. Damit ist einer Ansiedlung einer Großhandelskette der Riegel vorgeschoben. Die Gemeinde Mals bzw. die bestehenden Handelsbetriebe  sind damit in einer geschützten Zone. „Ein bestehender Betrieb, der in der Gemeinde mindestens 5 Jahre ansässig ist, kann immer bis zu 150 m2 aufstocken“, sagt Theiner. (eb)

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Suche nach Schutz

12. August 2010 Kommentare aus

Der Gewässernutzungsplan“, so der Malser BM Ulrich Veith, „liegt bereits in Rom.“ Im Gewässernutzungsplan, im Vorfeld auf breiter Basis diskutiert, ist ein Schutz für den Rambach nicht enthalten. Man hätte, so Veith, eine Unterschutzstellung in diesen Gewässernutzungsplan heineinbringen können. Dieser Zug ist abgefahren. Vor allem in Taufers werden Stimmen immer lauter, den Rambach vor einer Großableitung zu schützen. Die Gemeinde Mals hat, in Absprache mit den BM von Taufers, Glurns und Schluderns, nun einen Vorstoß gewagt: In einem Schreiben hat BM Veith die für den Landschaftsschutz zuständige Dienststellenkonferenz um Rat gefragt, welche Schritte die Gemeinden, betroffen sind die Gemeinden Taufers und Mals, unternehmen müssten, um den Rambach unter Schutz zu stellen. Und zwar vor Großableitungen. Sollte ein solcher Weg ausschließlich in Händen der Gemeinden liegen, will man ihn gehen. Ganz unter Schutz stellen will man den Rambach allerdings nicht. Man will, so Veith, mit der Bevölkerung über eine Klein-Ableitung, d.h. über ein kleineres E-Werk am Ram, diskutieren. „Man hat gesehen, dass es mit einer Kleinableitung auch gehen müsste“, sagt dazu der Tauferer BM Hermann Fliri. Das aktuelle Projekt, welches die vier Gemeinden Mals, Taufers, Glurns und Schluderns über die E-AG eingereicht haben, sieht eine Ausbeute von 33 Mio. kWh im Jahr vor, jenes der SEL liegt auch über der 30 Mio. kWh-Schwelle und das dritte, von Helmut Frasnelli eingereicht, sieht 38 Mio. kWh vor. 30 Mio. kWh ist die Schwelle für eine Großableitung. Mit einer Unterschutzstellung will man mehrere Fliegen auf einen Schlag treffen: der derzeitige Kampf um die Konzession wäre beendet, die Bevölkerung würde beruhigt und bei einer Kleinableitung, für deren Konzessionserteilung die Grundverfügbarkeit Bedingung ist, hätten die Anrainergemeinden beste Karten. (eb)

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Im Stich gelassen

12. August 2010 Kommentare aus

Das tragische Zugunglück vom 13. April 2010, bei dem neun Menschen zu Tode kamen, stimmte betroffen. Es stürzte Hinterbliebene und Verletzte in schwierige Lebenslagen. Nach vier Monaten macht betroffen, dass die angekündigte Soforthilfe nicht alle erreicht hat

„Mit dem Tode von Julian haben ich und meine zwei Kinder im Alter von vier und zwei Jahren nicht nur den Partner und Vater verloren, sondern auch das regelmäßige Einkommen“, sagt Melanie Trojer. Die Lebensgefährtin des Zugführers Julian Hartmann ist noch immer traumatisiert. Dazu kommen die Sorgen um den täglichen Lebensunterhalt. Das Konto des Lebensgefährten war sofort gesperrt worden, da das Paar nicht verheiratet war.  Von der „schnellen unbürokratische Soforthilfe“, wie von Politikern unter dem ersten Eindruck der schrecklichen Ereignisse vollmundig bekundet, hat sie nach vier Monaten noch keinen Euro gesehen. „Über die Runden komme ich nur dank Familienangehörigen, Freunden und Spendern“, so Trojer. Die 6.000 Euro, die für jeden Toten ausbezahlt wurden, (laut LR Richard Theiner zur Deckung der Beerdigungspesen, Solidaritätsbeitrag nennt es die Caritas), hatte Julian Hartmanns Vater erhalten. Die 6.000 Euro waren bislang auch der einzige Beitrag, den Armin Stecher aus Prad bekommen hat. Beim Zugunglück hatte er seine Lebensgefährtin Michaela Zöschg und die Mutter seines neugeborenen Sohnes verloren. „Die Summe hat gerade für die Beerdigung  gereicht“, so Stecher. Er nahm als Lehrer den Vaterschaftsurlaub in Anspruch. Nach dessen Verlängerung muss er ab September eine 70prozentige Gehalteseinbuße in Kauf nehmen. Er macht sich Sorgen, wie er den Kredit für das Haus zurückzahlen soll. Denn auch in seinem Fall fehlt nach dem verhängnisvollen 13. April das zweite Gehalt. In beiden Fällen hatten Mitarbeiter der Caritas vorgesprochen, die Vermögenslage  durchleuchtet und vertröstet. Im September würde sich weiteres tun. Die Ankündigung „schnelle, unbürokratische Soforthilfe“ muss anhand dieser zwei Beispiele hinterfragt werden. Wie definiert man Soforthilfe? Und hat diese Ankündigung nicht auch Spendengelder verhindert? Laut Caritas Direktor Heiner Schweigkofler sind die Spendenflüsse rund zwei Wochen nach dem Unglück versiegt. Die Landesregierung hatte sofort 100.000 Euro an die Caritas zur Verteilung überwiesen. Dazu kamen noch die 84.000 Euro vom Caritas Spendenkonto, die unter anderem mit Hilfe der Despar-Spendenaktion zusammen gekommen sind.  Schweigkofler weist entschieden zurück, dass es mit der Soforthilfe nicht geklappt hat und stellt klar: „Wir müssen verantwortlich mit den uns anvertreuten Geldern umgehen und können sie nicht nach Gutdünken verteilen, ohne die einzelnen Situationen genau überprüft zu haben. Und das braucht seine Zeit. Wir arbeiten nach dem Dreiphasenmodell: 1. Solidaritätsbeiträge für Hinterbliebene, 2. Solidaritätsbeiträge für Verletzte und 3. weitere Gelder für Härtefälle.“  Zwei Wochen nach dem Unglück habe man den Hinterbliebenen der Toten die 6.000 Euro Solidaritätsbeitrag ausbezahlt. Es fanden Treffen mit den Verletzten statt, und diese erhielten im Juni je nach eigener Einschätzung bis zu 2.500 Euro. Bei Schwerverletzten erfolgte im Juli eine Nachbesserung von bis zu 2.500 Euro.  Nun wolle man den Rest an Härtefälle verteilen, so Schweigkofler. Die Thematik sei sensibel. Es gehe nicht nur ums Geld, sondern um Solidarität und darum, Netzwerke aufbauen, die Betroffene langfristig stützen. Das Netzwerk besteht aus Caritas, Sozialdienste der Bezirksgemeinschaften, aus dem Psychologischen Dienst und dem Landesamt für Soziales Jugend und Familie. „Die Zusammenarbeit funktioniert. Im Falle Melanie Trojer haben wir dafür gesorgt, dass sie durch die Sozialhilfe abgesichert ist.“ so Schweigkofler. Trojer bestätigt das nicht: „Darum muss ich mich selbst kümmern.“ Die Erklärungen der Caritas ändern nichts an der Tatsache, dass sich die junge Mutter in Meran und der junge Vater in Prad im Stich gelassen fühlen. (mds)

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