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Archive for 6. Mai 2010

Schulen schlagen Alarm

6. Mai 2010 Kommentare aus

Die Oberschuldirektoren des Vinschgaus schlagen Alarm. „Wir brauchen die Unterstützung der Politik“, rufen Herbert Raffeiner und Gustav Tschenett vor zwei Wochen in den Bezirksrat der Bezirksgemeinschaft. Von dort schallt Lob, Anerkennung und Unterstützung zurück. Es geht um die Oberschulreform, die im restlichen Italien im Herbst greifen wird, und deren Auswirkungen für Südtirol im heurigen Jahr noch von der Landesregierung beschlossen werden soll. Derzeit gleicht diese Oberschulreform einer Baustelle und auf dieser Baustelle laufen Schulen Gefahr, auf der Strecke zu bleiben – gerade in der Peripherie. Weil auf den drei Säulen der Oberschulreform (Lyceen, Fachoberschulen und Berufsbildende Oberschulen) die Malser Lehranstalt für Soziales in ihrer heutigen Form nicht mehr vorgesehen ist und weil man in den Handelsoberschulen von Mals und Schlanders nicht dasselbe anbieten will, haben die Direktoren ein gemeinsames Konzept ausgearbeitet, welches den Oberschulstandort Vinschgau sichern soll: Das derzeitige Realgymnasium soll in Zukunft ein wissenschaftliches und ein neusprachliches Gymnasium werden, die derzeitige HOB in Schlanders soll, aufgebaut auf ein Wirtschaftsbiennium, einen Zweig für Tourismus und einen für Wirtschaftsinformatik beherbergen und die Fachrichtungen der derzeitigen GOB könnten einmal aus Mechanik/Mechatronik und zum zweiten aus der Fachrichtung Energie bestehen. Die Zweige der HOB in Mals sollten aus Sportoberschule (Verwaltung) und aus Verwaltung, Finanzen und Marketing bestehen. Die LESO (Lehranstalt für Soziales), so die Vorstellung der Direktoren, soll in ein humanwissenschaftliches Gymnasium (ohne Latein) umgewandelt werden. Mit diesem Konzept könnten alle Schulen im Vinschgau erhalten bleiben – inklusive Arbeitsplätze, Räumlichkeiten und, wie es die Direktoren in einer Stellungnahme formuliert haben: „Oberstes Ziel ist es, den Interessen der Schüler und Eltern so weit entgegenzukommen, dass die Jugendlichen, ihren Neigungen und Ausbildungsvorstellungen entsprechend, in einem vertretbaren regionalen Rahmen Oberschulen besuchen können.“ (eb)

Herbert Raffeiner und Gustav Tschenett: Oberschulstandort Vinschgau ist zu sichern!

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Das Lehrstück

6. Mai 2010 Kommentare aus

Der neue Verwaltungsrat v.l.: Hans Telser, Giovanni Egua, Julia Kuenrath, Kurt Sagmeister und Günther Bernhart; rechts: Albert Flora hat den Wahlgang aus dem Tritt gebracht und dann wasserdicht gemacht

Ein Lehrstück der besonderen Art war die Vollversammlung der „Touristik&Freizeit AG“ vor einer Woche im Malser Hallenbad: Der alte Verwaltungsrat der Gesellschaft um Sepp Noggler hat seine Haut mit Bilanzvergleichen teuerst verkauft und BM Ulrich Veith ein „Ich bin erfreut über die verbesserte Bilanz“ entlockt. Nach der einstimmigen Bilanzgenehmigung (knapp 190.000 Euro Minus im Bilanzjahr 2009) und nach der Ankündigung von Alfred Lingg („Ich sehe den Albert nach 18 Jahren das erste Mal im Schwimmbad, das tut gut.“) betrat AltBM Albert Flora die Bühne, nachdem Noggler ihn als Sitzungsleiter für die Neuwahlen vorgeschlagen hatte. Flora, der der alten Verwaltung indirekt gute Arbeit bescheinigt („Die Bilanz als solche ist nicht zu verwerfen“), brachte dann die Gangart von Veith aus dem Tritt. Veith, als Verterter des Mehrheitsaktionärs Gemeinde Mals, wollte alle 5 neuen Verwaltungsratsmitglieder durchwählen. Flora, der Gesetzes- und Statutenlage kundigst, ließ 4 Vertreter von der Gemeinde nominieren und wollte Vorschläge für einen 5. von der Vollversammlung. Weil kein Vorschlag gemacht worden ist, wurde der von der Gemeinde als 5. Mitglied vorgeschlagene Kurt Sagmeister von der Vollversammlung nach allen Regeln mehrheitlich gewählt. Diese Vorgansweise, eine für den neuen Verwaltungsrat wasserdichte, ließ, entgegen der praktischen Vernunft, im Untergrund die Wogen hochgehen, von „Theater“ war die Rede.

Die alten Verwalter scheiden mit Wehmut. Hias Habicher, bisher der Vertreter für das Schliniger Langlaufzentrum brachte es stellvertretend auf den Punkt: “Die Situation hat mir verteufelt wehgetan. Die Würde ist uns etwas genommen.“ Hans Telser, einer der frischgewählten Verwaltungsräte: „Wir sind gefragt worden, weil der alte Verwaltungsrat zurücktritt. Uns geht es um die Sache und wir hoffen auf Unterstützung.“

Eine Woche zuvor gab es noch einen Wechsel. Und zwar an der Spitze der E-AG. Sepp Noggler und Egon Alber wurde gestürzt und an deren Stelle treten Ulrich Veith und Egon Riedl. Allerdings wurde im Ausschussbeschluss gepatzt: der Artikel der Gesellschaftssatzung, auf den Bezug genommen wurde, stammt aus jener der „Touristik&Freizeit AG“. (eb)

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Die neuen Aasgeier

6. Mai 2010 Kommentare aus

Nach dem Zugunglück in der Latschander sind nicht nur einige Journalisten unangenehm in Erscheinung getreten, welche sich wie die Aasgeier an die Angehörigen der Opfer heranmachten, um ihnen Stellungnahmen zu entreißen und den Schmerz möglichst „life“ zu übertragen. Die letzten Begräbnisglocken waren kaum verhallt, da wurden die Hinterbliebenen auch schon von einer weiteren „Plage“ heimgesucht. Angeführt vom Leiter der Verbraucherzentrale Bozen, Walter Andreaus, fiel eine Meute von selbsternannten Unfallexperten über die Betroffenen her, um ihnen ihre „Dienste“ förmlich aufzudrängen. Um dem ganzen Unternehmen einen möglichst seriösen Anstrich zu verleihen, fand die „Veranstaltung“ in den Räumen der Bezirksgemeinschaft statt. Ausgerüstet mit allem elektronischen Gerät präsentierten sich die „Experten“ als wahre „Gurus“ in Sachen Eisenbahnunglücken und versprachen gegen Abtretung von „bescheidenen“ 10 Prozent der Schadenssumme wahre Wunderdinge.

Lautstark unterstützt und den verdutzten Zuhörern wärmstens empfohlen wurden die „Experten“, die sich als Teilhaber eines „Inkassobüros“ herausstellten, vom Chef der Verbraucherzentrale Walter Andreaus. In seinen Lobeshymnen an deren Adresse hob er nicht nur ihre Erfahrung im Umgang mit ähnlichen Unglücksfällen wie jenem von Viareggio hervor. Er ging sogar so weit, den Betroffenen von der Beauftragung einheimischer Rechtsanwälte abzuraten, weil diese nicht nur fachlich zu wenig kompetent, sondern sich auch noch in einem zumindest psychologischen Abhängigkeitsverhältnis gegenüber der allmächtigen SVP und dem von ihr beherrschten Land Südtirol befänden und dadurch die Interessen der Betroffenen nicht energisch genug wahrnehmen könnten.

Gegen diese Form der Beeinflussung einer mit Steuermitteln unterstützten und schon von daher zu Objektivität verpflichteten „Verbraucherorganisation“ wird sich die Anwaltskammer zu wehren wissen. Für uns bleibt nur die bittere Erkenntnis, dass wir von abstoßenden amerikanischen Praktiken nicht mehr weit entfernt sind, wo Unfallopfer oder eben aus dem Spital Entlassene die Visitenkarten von Advokaten in die Hand gedrückt erhalten, welche ihre „selbstlosen“ Dienste anbieten!

Peter Tappeiner, Rechtsanwalt

glossse: die tiroler gasthaus-seele

6. Mai 2010 Kommentare aus

was den italienern die einladung in das private heim („invito a cena“) oder das treffen auf der piazza ist, das ist für den tiroler das gasthaus: es ist der ort geselligen lebens, der kommunikation und – gerade in vorwahlzeiten! – politischer öffentlichkeitsarbeit! mann und frau hat heute an jedem ort sein/ihr stamm- oder lieblingslokal, daher weiß man/frau, wer wann wo zu treffen ist. mag manch alter gastbetrieb auch eine „bruchbude“ sein, so bietet er doch die gewohnte oder gesuchte gemütlichkeit, geborgenheit und intimität. das merkt man oft erst, wenn sie zerstört wird, z. b. durch das, wenn man „sanierung“ nennt.

die entscheidenden etappen im leben des tirolers und die meisten dazugehörigen sakramente werden im gasthaus „gefeiert“: taufe, erstkommunion, firmung, hochzeit, primiz, ja oft sogar der todesfall in form des bekannten „trunks“.

eine berufstaugliche wirtin (und kellnerin) kennt ihre gäste beim namen, sie freut sich nicht nur, wenn sie kommen, sondern lässt sich ihre freude auch anmerken. sie ist wie ein vertrauensarzt: sie weiß, was dem gast gerade gut tut (oder auch nicht), sie ist, besonders für männer, beichtmutter und psychiaterin zugleich: sie hört allen zu, nicht nur ihren „spezis“, sie berät, berichtet aus der eigenen erfahrung, stellt zusatzfragen und bewahrt das gehörte wie ein beichtgeheimnis in ihrem busen. sie ist einerseits einfühlsam, hat aber andererseits eine dicke haut, versteht auch einen scharfen witz und erzählt auch selber gern einmal einen.

wenn es manchmal probleme mit „ortsfremdem“ personal gibt, dann liegt das selten am erscheinungsbild, an der sprache oder an der arbeitswilligkeit, sondern am fehlen dieser orts- und lokaltypischen gasthauspsychologie.                                                                                          y

Georg Sagmeister kommt

6. Mai 2010 Kommentare aus

Georg Sagmeister will einen Sessel in Schlanders: Wird er Schlanderser Generalsekretär oder einfaches Ratsmitglied für die Südtiroler Freiheit?

Einsilbig hatte Georg Sagmeister noch vor einem Monat abgewunken. Nun will er doch. Sagmeister, Glurnser Stadtsekretär und ehemaliger Funktionär für Finanzen in Schlanders, hat sich für den Stuhl des Schlanderser Gemeindesekretärs beworben. Als einziger. Im Rathaus blicken lassen hat sich Sagmeister nicht. Durch einen Boten hat er am vergangenen Freitag die Bewerbung kurz vor Auslaufen der Frist hinterlegen lassen. Seitdem herrscht im Rathaus eher Ratlosigkeit denn Vorfreude bei den Angestellten. (ap)

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