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Posts Tagged ‘Mals’

Ablehnendes Gutachten

9. September 2010 Kommentare aus

Generalsekretär Anton Patscheider: In meiner Karriere noch nicht vorgekommen

Anton Patscheider, der Generalsekretär der Gemeinde Mals, ist ein Genauer. Jeder Beschluss des Gemeinderates und auch jeder des Gemeindeausschusses, das ist neben anderem Aufgabe eines jeden Gemeindesekretärs, bedarf eines Gutachtens: in fachlicher und in buchhalterisches Hinsicht. Vor einem Monat hat Patscheider und mit ihm die Verantwortliche des Finanzdienstes Edeltraud Patscheider bei gleich zwei „mit Stimmeneinhelligkeit“ gefassten Malser Gemeindeausschussbeschlüssen ein „ablehnendes Gutachten“ erteilt. In seiner langjährigen Karriere sei ihm das noch nicht untergekommen, sagt Generalsekretär Patscheider dem „Vinschgerwind“. Beide Beschlüsse betreffen den „Dorfanger“ in Mals, der es in sich zu haben scheint. Der erste Beschluss betrifft die Auftragsvergabe der Bauleitung und der Sicherheitskoordination an das Büro „Freilich“ aus Meran in einem Ausmaß von rund 28.000 Euro. Ein zweiter Beschluss betrifft die Arbeitsvergabe an die Firma Mair aus Prad in einer Höhe von insgesamt rund 320.000 Euro.

Das Geld steht zur Verfügung, so Patscheider. Allerdings gehört der Grund, auf dem der „Dorfanger“ errichtet werden soll, zum Zeitpunkt der Beschlüsse noch der Fraktion Mals. Man sei mit der Fraktion in Verhandlung, ließ der Ausschuss um BM Ulrich Veith protokollieren. Dort heißt es, nach Einsichtnahme in die negativen Gutachten der verantwortlichen Beamten, „dass die Verwaltung beabsichtigt, die Arbeiten trotzdem … zu vergeben.“

Patscheiders Pflicht ist es, die Verwalter darauf hinzuweisen, dass Arbeiten für eine Grundbebauung vergeben werden, ohne dass der Grund der Gemeinde gehört bzw. zur Verfügung steht. (eb)

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Auf die Plätze, fertig…

9. September 2010 Kommentare aus

Spannendes Gespann an den SVP-Bezirksspitzen? Für gehörig Bewegung in der Partei wär’ gesorgt: Sepp Noggler und Arnold Schuler

Wenn die Partei mich ruft, stehe ich zur Verfügung.“ Dies sagt der Vinschger Landtagsabgeordnete Sepp Noggler im Hinblick auf die Neuwahlen im SVP-Bezirk Vinschgau. Sicher ist auch, dass Noggler nicht gegen die amtierende SVP-Bezirksobfrau Roselinde Koch Gunsch antreten wird. Denn Koch Gunsch habe sich, so Noggler, auch nach der Niederlage bei den Vorwahlen zur Landtagskandidatur äußerst loyal verhalten, die Parteimitglieder auf Linie gehalten und tapfer wahlgekämpft. Trotzdem: Koch Gunsch wird bei der heutigen SVP-Bezirkssitzung wohl sagen müssen, ob sie ein weiteres Mal kandidieren wird oder ob sie sich aus dem Rennen nehmen wird. In den SVP-Reihen ist klar, dass die Aufteilung Obfrau (-mann) aus dem oberen Vinschgau und Vize aus dem unteren Vinschgau beibehalten werden soll. Noch ist allerdings nicht klar, wie sich die jungen Bürgermeister in Parteifragen verhalten werden. Der Frondienst an der Bezirksparteifront steht für alle offen. Der Vinschger Senator, derzeit SVP-Bezirks-Vizeobmann, wird wohl nochmals antreten, um sich eine möglichst komfortable Ausgangsposition für die im Frühjahr möglichen Senatswahlen zu verschaffen. Derweil ist auch im benachbarten Burggrafenamt für Aufruhr gesorgt. Der Plauser Arnold Schuler ist dort im Spiel und möglicherweise bereit, Parteiarbeit zu leisten. Wenn die Parteirebellen Parteiarbeit übernehmen, würde das für neuen Schwung sorgen. (eb)

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Bäuerinnen fordern regionale Kreisläufe

9. September 2010 Kommentare aus

Maria Kuenzer im Mals

Mit dem Thema „Regionale Ernährung“ beschäftigten sich die führenden Bäuerinnen-Vertreterinnen aus Deutschland, Lichtenstein, Österreich, Schweiz und Südtirol im Rahmen des dritten Fünfländertreffens drei Tage lang in Mals. Sie verfassten einen Forderungskatalog, um den regionalen Produkten einen größeren Stellenwert einzuräumen. „Wir fordern gesetzliche Rahmenbedingungen, damit öffentliche Einrichtungen verpflichtet werden, Produkte aus der Region zu verwenden“, unterstreicht die Südtiroler Landesbäuerin und Landtagsabgeordnete, Maria Kuenzer. Die Aufwertung der Produkte schaffe Wertschöpfung, erhalte und schaffe  Arbeitsplätze, führe zu kurzen Transportwegen, gewährleiste die Grundversorgung, fördere ökologisches Wirtschaften und trage zur Erhaltung der Kulturlandschaft bei. Durch Sensibilisierung und Schaffung von internationalen Netzwerken soll ein Wandel eingeleitet werden, der die kleinen Kreisläufe in Schwung bringt. Gemeinsam wollen die Bäuerinnen die jeweiligen Europa-Parlamentarier von ihren Anliegen überzeugen. Kuenzer fordert eine Frauenquote in allen gesellschaftlichen Gremien von 40 Prozent. „Wir brauchen Frauen, die mitentscheiden und sich vor Ort für die Verwendung regionaler Produkte, beispielsweise bei den verschiedensten Veranstaltungen einsetzen“, so Kuenzer. (mds)

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Hermann Flora Chronist mit dem Zeichenstift

26. August 2010 Kommentare aus

Den Hermann stelle ich mir vor als einen Teilnehmer an einer Schulkonferenz, wo über neue Lehrmethoden, Fachübergreifendes, über Schülerprofile, über Lehrmittel „gscheit“ geredet wird. Und über die Einbeziehung lokaler Aspekte in den Unterricht. Der etwas gelangweilte, meist stille Hermann ist ganz konzentriert, notiert… nein, er zeichnet … zeichnet einen Bauern beim Wassern, wie er das nierenförmige Wasserblech in einen Waal rammt, um das kostbare Nass gleichmässig über den durstigen Boden zu verteilen. Das alles hat er selbst auch schon gemacht oder genau beobachtet, auf der Malser Haide, wo die alte Familie Flora vielleicht Wiesen besitzt, dort, wo seit einiger Zeit eine moderne Beregnung das alte System abgelöst hat.

Die Bewahrung alten Brauchtums ist dem Hermann ein Anliegen, ebenso die Geschichte unseres Tales. Und so zeichnet er auf das gleiche Blatt auch ein zweirädriges Fahrzeug mit Pestleichen, die in den Friedhof gekarrt werden; auch davon erzählen alte Geschichten. Sagengestalten vermengen sich in Hermanns Zeichnungen mit schwungvoll, aus einem Strich entwickelten Radfahrern. Sie lassen an Zeichnungen seines berühmten Verwandten, an Paul Flora denken.

Aber Hermann Flora zeichnet aus Übermut, vielleicht aus Langeweile, um lange Sitzungen, Konferenzen zu ertragen. Er will gar kein Künstler sein. Deshalb hat er sich auch geweigert, zur Eröffnung an der extra für ihn organisierten Ausstellung in Latsch im „Spazio Rizzi“ zu erscheinen. Zahlreiche Freunde, darunter der Hausherr Walter Rizzi, haben ihm Einführungen gewidmet.

Der scheue Hermann ist engstens mit seiner Heimat Mals verbunden, war Hauptmann der Schützen, die er immer wieder zeichnet und mit den Carabinieri vergleicht. In Galauniform wirkt diese Leibtruppe des italienischen Königs sehr malerisch, ähnlich den Trägern von Tiroler Trachten. „Hätte man damals, in den fernen Zwanzigerjahren, die Südtiroler Schützen irgendwie integriert, ihnen also eine ehrende Aufgabe zugewiesen, dann gäbe es kein Südtirolproblem“, meint jemand in der Gasthausrunde. Die Schützen als eine Art Schweizergarde der Savoyer in Rom? Ein Kriegsteilnehmer des Ersten Weltkrieges denkt zurück und erklärt: „Weißt du, das mit Italien und dem König wäre gar nicht so schlecht gegangen! Österreich als Republik, daran wollte sich damals niemand gewöhnen.“ Dann aber kamen die Faschisten und haben alles vergiftet.

Darüber und über andere Probleme hat der Hermann viel geredet, vor allem mit seinen Zeichnungen. Auch als Architekt musste er alles genau darstellen, seine eigenen und die Wünsche der Bauherren sichtbar machen. Um sie den Handwerkern zu erklären.

Diese Fähigkeit erspart viel Arbeit! Schon bald kann bei einem Glas Wein die Welt wieder in Ordnung gebracht werden. Auch die Welt der Frauen. Wie Hermann, der hochgewachsene Frauenliebling, sie jetzt zeichnet, das ist aber nicht schön! Wandelnde Fettkugeln mit grimmigem Blick, mit Regenschirm und einem Hut, dessen Krempe an Saturnringe erinnert.

Aber auch die Schützen haben in den vergangenen Jahren an Volumen zugenommen. Nicht nur auf den Zeichnungen! Je breiter der Schütze, desto mehr bietet er Platz für Auszeichnungen. Hermanns Verhältnis zu seinen Kameraden verrät ein koloriertes Blatt mit neun grimmig blickenden Kameraden; einen zehnten Schützen drängen die Weintrinker ins Abseits.

Sind Hermanns Zeichnungen Ausschnitte aus seinem Leben? Als Architekt, Lehrer, Schütze, Dorfchronist, Familienvater? Der Organisator der Latscher Ausstellung, Leonardo Pellissetti, hat sich jahrelang um eine Ausstellung dieser unbeschwerten Arbeiten bemüht; gelungen ist dies erst durch den Einsatz von Hermanns Tochter Christa und des Sohnes Andreas. In der „Dolomiten“ vom 7.August 2010 erschien zur Eröffnung ein Artikel mit der Überschrift „Der abwesende Künstler“.

Das hat die Leute aber nicht davon abgehalten, gerade diese Ausstellung zu besuchen und mit den Bildern rege Zwiesprache zu halten. Kirche, Politik, Behörden, Moden, Sport – Hermanns Werk ist ein liebevoll ironisch gezeichnetes Tagebuch, das Werk eines 72 jährigen Zeitzeugens.

Hans Wielander

Zu den Bildern: Zeichnungen von Hermann Flora im „Spazio Rizzi“ in Latsch; die  Ausstellung wurde bis zum 20.August 2010 gezeigt.

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Suche nach Schutz

12. August 2010 Kommentare aus

Der Gewässernutzungsplan“, so der Malser BM Ulrich Veith, „liegt bereits in Rom.“ Im Gewässernutzungsplan, im Vorfeld auf breiter Basis diskutiert, ist ein Schutz für den Rambach nicht enthalten. Man hätte, so Veith, eine Unterschutzstellung in diesen Gewässernutzungsplan heineinbringen können. Dieser Zug ist abgefahren. Vor allem in Taufers werden Stimmen immer lauter, den Rambach vor einer Großableitung zu schützen. Die Gemeinde Mals hat, in Absprache mit den BM von Taufers, Glurns und Schluderns, nun einen Vorstoß gewagt: In einem Schreiben hat BM Veith die für den Landschaftsschutz zuständige Dienststellenkonferenz um Rat gefragt, welche Schritte die Gemeinden, betroffen sind die Gemeinden Taufers und Mals, unternehmen müssten, um den Rambach unter Schutz zu stellen. Und zwar vor Großableitungen. Sollte ein solcher Weg ausschließlich in Händen der Gemeinden liegen, will man ihn gehen. Ganz unter Schutz stellen will man den Rambach allerdings nicht. Man will, so Veith, mit der Bevölkerung über eine Klein-Ableitung, d.h. über ein kleineres E-Werk am Ram, diskutieren. „Man hat gesehen, dass es mit einer Kleinableitung auch gehen müsste“, sagt dazu der Tauferer BM Hermann Fliri. Das aktuelle Projekt, welches die vier Gemeinden Mals, Taufers, Glurns und Schluderns über die E-AG eingereicht haben, sieht eine Ausbeute von 33 Mio. kWh im Jahr vor, jenes der SEL liegt auch über der 30 Mio. kWh-Schwelle und das dritte, von Helmut Frasnelli eingereicht, sieht 38 Mio. kWh vor. 30 Mio. kWh ist die Schwelle für eine Großableitung. Mit einer Unterschutzstellung will man mehrere Fliegen auf einen Schlag treffen: der derzeitige Kampf um die Konzession wäre beendet, die Bevölkerung würde beruhigt und bei einer Kleinableitung, für deren Konzessionserteilung die Grundverfügbarkeit Bedingung ist, hätten die Anrainergemeinden beste Karten. (eb)

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