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The next Arnold Schuler?

9. April 2009

Vinschgerwind-Titel 7-09

Das kleine Dorf Plaus im Untervinschgau steht derzeit stark im Focus des öffentlichen Interesses. Und das nicht nur, weil ein Nachfolger des Polit-Shootingstars, Arnold Schuler, gesucht wird, sondern auch, weil es mit die ersten Wahlen sind, seit den denkwürdigen Landtagswahlen im vergangenen Herbst und den Diskussionen um Politikergehälter und Mandatsbeschränkung. Zudem gibt es in Plaus eine starke Bürgerliste, die sich bei den letzten Gemeinderatswahlen 4 Mandate geholt hat. Interessante Vorzeichen und genug Gründe für den „Wind“, die beiden Kandidaten um den Bürgermeistersessel, Jürgen Klotz (SVP) und Christoph Gögele (Bürgerliste) in einem gemeinsamen Interview zu Wort kommen zu lassen.

Moderation: Martin Platzgummer

Fotos: Erwin Bernhart

„Wind“: Seit 1985 wurde Plaus von Arnold Schuler regiert, im vergangenen Herbst ist er in den Landtag gewählt worden. Welches Erbe hat er Ihnen hinterlassen?

Jürgen Klotz: Arnold Schuler war 24 Jahre lang Bürgermeister von Plaus und in dieser Zeit hat sich einiges getan. Es wurde viel gebaut, z.B. der Kindergarten, eine neues Gemeindehaus, eine neue Feuerwehrhalle, ein neuer Sportplatz und wir sind inzwischen eine der jüngsten Gemeinden Südtirols.

Christoph Gögele: Er hat uns generell ein gutes Erbe hinterlassen, es ist viel gebaut worden, fast zu viel. Die Gemeinde ist stark gewachsen. Aber natürlich wäre man nicht Opposition, wenn man mit allem einverstanden gewesen wäre.

Was macht den besonderen Charakter Ihrer Gemeinde aus?

Gögele: Dass  es eine kleine, dörfliche Gemeinde ist, die landesweit ziemlich bekannt ist.

Klotz: Der besondere Charakter von Plaus ist, dass es eine ziemlich kleine Gemeinde mit ungefähr 670 Einwohnern ist, wo fast jeder jeden kennt.

Wieso wollen Sie Bürgermeister werden?

Klotz: Ich glaube, dass ich die Anliegen der Plauser Bürger gut kenne. Seit ich achtzehn Jahre alt war, habe ich mich ehrenamtlich im Dorf eingesetzt, ich bin z.B. bei der Feuerwehr, Präsident des Pfarrgemeinderates, seit 2005 SVP-Ortsobmann und im Verwaltungsrat des Altersheimes Naturns/Schnals/Plaus. Ich glaube schon, dass ich da etwas bewegen kann.

Gögele: Die Bürgerliste tritt zu den Gemeinderatswahlen an und zu einer ordentlichen Liste gehört auch, dass man einen Bürgermeisterkandidaten stellt. Ich persönlich möchte Bürgermeister werden, weil man einige Sachen in der Gemeinde durchaus verbessern könnte.

Was soll sich durch Ihre Wahl konkret ändern?

Gögele: Generell die Methode, wie man zu Entscheidungen kommt. Ich möchte eine Methode, bei welcher man automatisch daran denkt, wie kann ich die Bürger in Entscheidungen mit einbeziehen. Indirekt bezahlen wir uns ja alles selber mit unseren Steuergeldern, daher ist es für mich schon wichtig, dass die Leute im Voraus einbezogen werden.

Klotz: Ich möchte, dass der Gemeinderat aufgewertet wird, mehr Sitzungen stattfinden und dass der Gemeinderat mehr Mitsprache hat. Aber auch der verantwortungsbewusste Einsatz der Steuergelder und die Meinung der Bürger sind mir wichtig.

Plaus ist eine junge Gemeinde und in den letzten Jahren rasant gewachsen, wohin soll sich das Dorf entwickeln?

Klotz: So rasant wie in den letzten Jahren sollte es nicht mehr weitergehen. Es soll zwar kein radikaler Stopp vollzogen werden, aber man sollte schon schauen zu begrenzen, damit nicht ein übermäßiger Zuwachs entsteht. Dennoch muss man Voraussetzungen schaffen, dass junge Familien, die nach Plaus ziehen wollen, eine optimale Wohnqualität vorfinden.

Gögele: Die Gemeinde soll für gute Wohnqualität sorgen, aber auch darauf schauen, dass der dörfliche Charakter erhalten bleibt und nicht Gebäude wie in einer Stadt errichtet werden. Das Dorf soll langsam wachsen, nur so wächst es auch organisch.

Haben Sie sich auch Gedanken um die wirtschaftliche Entwicklung Ihres Dorfes gemacht?

Klotz: Man sollte schon die Voraussetzungen schaffen, dass die Betriebe mehr Platz finden, sich erweitern oder neu ansiedeln können, allerdings in einem klaren Rahmen. Nicht, dass man sagt, man will innerhalb kurzer Zeit zehn neue Betriebe herholen, das muss auch infrastrukturmäßig abgestimmt sein.

Gögele: Ansässigen Betrieben, die vielleicht eine größere Halle bauen wollen, sollte man schon einen Platz zur Verfügung stellen, damit sie nicht abwandern müssen. Andere Betriebe anzulocken, sollte momentan aber nicht das Ziel sein.

Die Plauser SVP ist bei den Vorwahlen den bürgernahen Weg gegangen. Jeder wahlberechtigte Bürger konnte sich für die SVP-Liste melden und abstimmen, wer ins Rennen um den Posten des Bürgermeisters gehen soll. Die Bürgerliste hat sich das Thema „direkte Demokratie“ auf Ihre Fahnen geschrieben. Wie weit sollte Ihrer Meinung nach direkte Demokratie und Bürgerbeteiligung gehen?

Klotz: Die Bürgernähe ist für mich etwas vom Wichtigsten, die Bürger sollen so weit wie möglich eingebunden werden. Bereits 2007 wurde von der Gemeinde schon einmal eine Bürgerbefragung gemacht, wo jeder Bürger angeschrieben wurde, um seine Vorstellungen einzubringen, was möchte er anders haben, was soll gemacht werden. Auf diese Befragung hin, wurden auch schon einige Projekte verwirklicht, wie z.B. der Kinderspielplatz oder Verkehrsberuhigungsmaßnahmen.

Gögele: Die angesprochenen Umfragen waren ein positiver Ansatz, das könnte man aber durchaus noch weiterführen. Wenn wirklich ein konkretes Projekt, wie z.B. ein öffentlicher Neubau geplant ist, sollte man effektiv eine Volksabstimmung oder einen Bürgerentscheid dazu machen. Der Bürger sollte nicht nur Ideen einbringen dürfen, sondern auch sagen können: Ja das wollen wir, oder nein das wollen wir nicht. Die letzte Instanz, sollte deshalb immer die Bevölkerung sein. Bisher hat einfach der Gemeinderat entschieden und fertig, daher ist im Jahr 2000 auch die Bürgerliste gegründet worden.

Stehen größere Bauprojekte in der Gemeinde an, Stichwort Kirchenbau?

Klotz: Der Kirchenbau ist, neben der Sanierung des Schulhauses und dem geplanten Bau einer Halle oder eines Mehrzwecksaals, ein Projekt, das man demnächst angehen sollte. Da muss man jetzt eine Entscheidungsfindung herbeiführen, ob man nun einen Neubau macht oder nur eine Leichenkapelle baut. Es gibt viele Situationen, wo die alte Kirche zu klein ist, z.B. zu Weihnachten, bei Beerdigungen, bei Erstkommunionen oder Firmungen.

Gögele: Da wäre es mir wichtig, dass man sagt: Leute was haltet ihr davon, braucht’s es, soll man es machen, wie soll man es machen? Für mich persönlich kommt es darauf an, wie die Kirche gebaut werden soll,  das Aussehen wäre wichtig, ein modernes Gebetshaus, wo sich keine religiösen Gefühle entwickeln können, bräuchte es nicht.

Ähnlich wie Ihr Vorgänger es damals war, als er Bürgermeister wurde, sind Sie beide recht jung. Welches Rüstzeug bringen Sie für dieses Amt mit?

Klotz: Was ich von mir aus sagen kann ist, dass ich die Anliegen der Bevölkerung gut kenne, auch dadurch, dass ich mich schon früh ehrenamtlich im Dorf eingesetzt habe. Ich will nicht sagen, dass mich jeder kennt, aber ich will mich für die Anliegen zum Wohle der gesamten Bevölkerung einsetzen.

Gögele: Auf jeden Fall das Interesse daran, etwas im Dorf zu bewegen. In der Praxis sind wir beide neu, da muss man sich einarbeiten und am Anfang hat es derjenige, der dann Bürgermeister wird, sicher nicht leicht. Aber zumindest theoretische Erfahrung habe ich durch das Studium der Politikwissenschaften an der Universität Innsbruck gesammelt.

Die Mandatsbeschränkung, ein Thema, das Sie vielleicht direkt betreffen wird. Wie stehen Sie dazu?

Gögele: Ein schwieriges Thema. Die Argumentation von Gemeindenverbandspräsident Arnold Schuler ist da teilweise durchaus nachvollziehbar. Der Bürgermeister wird ja direkt gewählt, wieso soll er dann nach 15 Jahren nicht mehr antreten dürfen. Aber so wie sich die Situation in den letzten Jahrzehnten in Südtirol entwickelt hat, dass gewisse Bürgermeister sehr lange im Amt sind, finde ich es  nicht negativ, dass die Mandatsbeschränkung bleibt. Wenn man weiß, das Mandat ist auf 15 Jahre begrenzt, fällt es leichter danach Abschied zu nehmen und auch für den politischen Wechsel ist das sicher positiv.

Klotz: Das ist jetzt schwierig zu sagen, denn der Bürgermeister wird ja direkt gewählt und wenn ihn das Volk nicht mehr möchte, dann gibt es ihm auch die Stimmen nicht mehr. Außerdem, wenn schon Mandatsbeschränkung, dann sollte sie aber auch für alle Mandatare gleich gelten.

Was machen Sie, sollten Sie die Wahl nicht gewinnen?

Klotz: Sollte ich die Bürgermeisterwahl nicht gewinnen und sollte ich dann in den Gemeinderat gewählt werden, so will ich versuchen, dort so gut wie möglich mein Bestes zu geben und dort zu arbeiten.

Gögele: Dem schließe ich mich an, einer wird’s und der Verlierer hat ja gute Chancen in den Gemeinderat zu kommen und dort eventuell im Ausschuss mitzuarbeiten. Man wird sich bemühen, als Gemeinderat oder Ausschussmitglied, trotzdem seine Ideen und sein Wissen zu bestimmten Themen einzubringen und so versuchen einiges zu erreichen. Wie gesagt, wir werfen nicht das Handtuch.

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