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Archive for März 2010

Verkehrs-Gipfel leitet Wende ein

25. März 2010 Kommentare aus

Die Mehrheit der Diskussionsteilnehmer im Schludernser Kultursaal will eine übergemeindliche Verkehrslösung und fordert die Landesregierung zum Handeln auf

Ich bin für eine übergemeindliche Lösung.“ Mit diesen Worten machte Landesrat Forian Mussner zum Abschluss des Verkehrsgipfel am vergangenen Samstag in Schluderns klar, in welche Richtung die Verkehrsplanung gehen wird. Und das deckt sich mit den Vorstellungen der Mehrheit im Saal. Über 300 Interessierte aus allen Ortschaften des Obervinschgaus waren zur Podiumsdiskussion zum Thema „Mobilität im oberen Vinschgau“ gekommen.  Die Bürgermeister Hubert Pinggera (Prad), Erich Wallnöfer (Glurns) und Ulrich Veith (Mals), sowie der Vertreter der Umweltschutzgruppe Vinschgau Helmuth Schönthaler erteilten einer großen Umfahrung in ihren Anfangs-Stellungnahmen eine klare Abfuhr. Sie halten an den von Hermann Knoflacher vorgeschlagenen und 2007 in der Bezirksgemeinschaft abgesegneten Maßnahmen fest. BM Erwin Wegmann und der Wirtschaftsvertreter Hans Moriggl wollen eine große Umfahrung.  Was am Podium in der Mehrheit war, war im Publikum eindeutig in der Minderheit. Die „Tartscher Lösung“ mit dem geplanten Tunnel erhitzt die Gemüter seit jeher. Das kam in den Stellungnahmen deutlich zum Ausdruck. In teils emotional geführten Wortmeldungen forderten die zahlreichen Redner vehement eine übergemeindlichen Lösung. Und folgende Argumente wurden bekräftigt: Eine große Umfahrung würde nicht nur die Verkehrsprobleme von Schluderns lösen, sondern auch jene für Prad, Glurns, Tartsch, Laatsch und Mals. Und sie wäre mit rund 50 Millionen Euro auch eine günstige

Amtsdirektor Günther Kiem und Landesrat Florian Mussner

Variante. Der Bau des Tunnels zur Entlastung von Tartsch allein ist mit rund 25 Millionen Euro beziffert. Schützenhilfe bekamen die Schludernser aus vielen umliegenden Ortschaften, darunter auch aus Tartsch. Dort ist das Dorf seit der Tunnel-Diskussion in zwei Lager gespalten. Die wenigen Gegner einer großen Umfahrung kamen aus Prad und aus den Reihen der Tartscher Tunnelbefürworter. Passiv blieben die Zuhörer aus Glurns. Ihr Fett bekam Knoflachers Studie ab. Man müsse sie überdenken. Sie sei teilweise realitätsfremd und auf die Gemeinden der damaligen Entscheidungsträger in der Bezirksgemeinschaft, Josef Alber und Josef Noggler, zugeschnitten, so der Vorwurf. Die Aussage blieb so stehen, weil die Angesprochenen nicht anwesend waren.  Beflügelt durch die Stimmung im Saal war LR Mussner. Die Wünsche der Bevölkerung seien ihm eine Verpflichtung, und er werde seine Landestechniker nun beauftragen, Vorschläge zu erarbeiten. Diese wolle er dann in der Bezirksgemeinschaft diskutieren. „Die BM sind unsere Partner und gemeinsam wollen wir eine gute Lösung für alle finden“, so Mussner. Eine Lösung brauche es auch im Hinblick auf die Mülltransporte von der Mülldeponie zum Verbrennungsofen in Bozen nach dem Jahr 2013. Mit konstruktiven Verhandlungen kann wohl erst nach den Gemeinderatswahlen im Mai begonnen werden. (mds)

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Und es bewegt sich nicht

25. März 2010 Kommentare aus

Schloss Goldrain bzw. Teile des dortigen Vorstandes wollen sich nicht bewegen. Vorige Woche gab es wiederum eine Aussprache mit dem Vorstand des Regionalentwicklungszentrums Spondinig. Die Spondiniger, die Ende letzten Jahres einen Grundsatzbeschluss zu einer möglichen Zusammenarbeit mit Schloss Goldrain gefasst haben, haben bei diesem Treffen erneut signalisiert, die Geschäftsführung im Schloss  übernehmen zu wollen, wenn dies vom Vorstand im Schloss gewünscht werde. Ein dahingehender Beschluss fehlt bisher im Schloss.

Im Vorstand herrschen unterschiedliche Meinungen. Stimmt man dem Vorschlag aus Spondinig zu, wird die Direktorin Claudia Santer wohl gehen müssen. Der Buchhalter und die Köche sind bereits in der Vergangenheit aus Gründen der Einsparung entlassen worden. Und vor einer weiteren Entlassung, mit der der Weg für eine künftige Zusammenarbeit mit den Bildungseinrichtungen im Tal geebnet werden könnte, schrecken einige im Vorstand zurück. Möglicherweise wird der geschäftsführende Obmann Hermann Schönthaler diese Entscheidung der Vollversammlung im April überlassen wollen. (eb)

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Aufbruchstimmung am Zielbach

25. März 2010 Kommentare aus

v.l. BM Robert Tappeiner, Präsidentin Annemarie Trogmann und Vize Birgit Ladurner und der scheidende Tourismus-Referent Hanspeter Weiss

Die Ferienregion am Eingang der Texelgruppe braucht um die Zukunft nicht bangen. Das war der Ausblick der Präsidentin Annemarie Trogmann bei der Vollversammlung des Tourismusvereines Partschins/Rabland und Töll vor gut einer Woche im Geroldsaal von Rabland. Eine deutliche Sprache sprechen die Zahlen: die 300.000-Marke bei den Nächtigungen wurde 2009 erstmal seit langer Zeit wieder überschritten, die Texelbahn ist in kurzer Zeit zum Erfolgsmodell geworden, die Museen der Gemeinde sind Magnete und die Wanderwege sind in gutem Zustand. „Die Aufgabe des Tourismusvereines ist es, die Infrastrukturen vor Ort zu betreuen und für das Umsetzen der Urlaubspakete zu sorgen“, sagte Trogmann. Mit 400 Veranstaltungen wurde dieser Forderung Rechnung getragen. Die Direktorin Elisabeth Tartarotti hat mit ihrem Team gute Arbeit geleistet.

Stehen bleiben will man nicht. Zum bestehenden Klettergarten und dem Bogenschießparcours beim Wasserfall soll sich eine wissenschaftlich fundierte Gesundheitszone bilden. In Zusammenarbeit mit dem TIS-Innovation Park soll über ein Interregprojekt das medizinische Fundament dazu gelegt werden. Geschätzte Kosten auf zwei Jahre aufgeteilt: 70.000 Euro.

Für das Internetportal hat man sich mit Joachim Leitner von „Trick17“ einen Fachmann ins Boot geholt. Vor allem auch im Hinblick auf die Messbarkeit sei der Auftritt im Netz zu pflegen, sagte Leitner.

Auskunft über derzeitige Problemzonen und Entwicklungen gab Ressortdirektor Albert Wurzer. Man sei dabei, das Landesgesetz Nr.33, welches die Aufgaben von Verbänden und Vereinen im Tourismus regelt, effizienter zu machen. Zweisprachig soll die Beschilderung bei Orts- und Fraktionsnamen und bei übersetzbaren Bezeichnungen sein. Bei Flur- und Bergnamen werde noch diskutiert. Immer noch problematisch, so Wurzer, bleibe die Versicherungsfrage, bei den Mountainbikern etwa. Trotz LTS-Versicherung hafte immer noch der Grundbesitzer. Dies sei noch zu klären.

Auch weil Betriebe um Baukonzessionen für eine qualitative Erweiterung angesucht haben, stellte BM Robert Tappeiner, der mit einem Buch als Abschiedsgeschenk bedacht worden ist, eine „bestimmte Aufbruchstimmung“ fest. (eb)

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Musik von höchster Qualität

25. März 2010 Kommentare aus

Von Dirigent Georg Horrer zu Höchstleistungen angespornt: die Musikantinnen und Musikanten der Bürgerkapelle Schlanders

Der Anspruch an das Festkonzert war jener ausgezeichnete Ruf, dem, so Obmann Manfred Horrer, die Bürgerkapelle jedes Jahr aufs Neue gerecht werden wolle. Auserlesenes stand deshalb ausschließlich auf dem Programm, Literatur, die von den Musikerinnen und Musikern der Bürgerkapelle beim Konzert Mitte März großen Einsatz abverlangte. Im ersten Konzertteil war das zweifelsohne das Stück „Tirol Terra Fortis“ von Jan Van der Roost, das die historischen Ereignisse von 1809 musikalisch skizzierte und mit dem die Bürgerkapelle das Gedenkjahr um Andreas Hofer beendete. Zu Gehör gebracht hat Dirigent Georg Horrer damit eine Südtiroler Erstaufführung. Im zweiten Konzertteil folgte, so Moderator Dieter Pinggera, Unterhaltsames etwa mit „The Wizard of Oz“ von Harold Arlen und James Barnes und „Pennsylvania 6-5000“ von Glenn Miller und Masato Myokoin als Abschluss. Tosenden Applaus erntete die Bürgerkapelle Schlanders, auch für die zwei Zugaben, darunter ein tschechischer Marsch als vorzeitiges Namenstagsgeschenk für Dekan Josef Mair.

Zum ersten Mal in den Reihen der Bürgerkapelle musizierten Jakob Alber (Trompete), Matthias Hickman (Horn), Johanna Chizzali (Posaune) und als Marketenderin Maria Wielander. Große Erfolge bei Prima La Musica fuhren gleich vier Musiker der Bürgerkapelle ein: Max Callanducci, Simon Öggl, Riccardo Siller und Dominik Stecher (allesamt einen 1. Platz mit Auszeichnung). (ap)

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„Mai Sucht honn i verlogert“

25. März 2010 Kommentare aus

Ferdi Waldner, St. Valentin/Schluderns, geboren 1953: „S Rennen tuat dr Psyche guatt, drnoch schaug di Welt olm ober onders aus.“

Mit der persönlichen Bestzeit von zwei Stunden und 14 Minuten kam Ferdi beim diesjährigen Wintertriathlon in Mals ins Ziel. Es war seine dritte Teilnahme. Sport gibt ihm Lebenskraft und mit seinen 80 Kilos fühlt er sich körperlich fit.

Das war nicht immer so. In der ersten Hälfte seines Lebens war Sport für ihn ein Fremdwort. In seiner Freizeit drehte sich alles um Bier und Wein. „Gaach sains Lockn geweesn, dia i olla Tog trunkn honn“, erzählt er. Seine Leistungsfähigkeit nahm stetig ab und sein Körperumfang zu. Schließlich wog er 124 Kilogramm. Es war ihm bewusst, dass er Alkoholiker war, doch er verdrängte diese Tatsache und inszenierte ein ständiges Versteckspiel. „Es hot 25 Johr dauert, bis i drauf kemman bin, dass deis nit mai Weg isch“, erklärt er. Die Sucht war ihm oft unerträglich. Auch seine Frau und die drei Kinder litten. Letzteres war schließlich entscheidend dafür, dass er sich zu einer Therapie entschloss. „Af meine Familie honn in ollm gschaug, do hot miar niamat eppas nochsogn kennt“, unterstreicht er. Sein letztes „Halbele“ trank er am 15. Juli 1993 auf der Fahrt ins Therapiezentrum „Maria Ebene“ in Vorarlberg.

Die Bekanntschaft mit dem Alkohol machte Ferdi bereits mit zwölf Jahren im Dörfl bei St. Valentin, wo er aufwuchs. Der Alkohol begleitete ihn während seiner Kochlehre in Außerfern, während des Militärdienstes als Koch in den Kasernenküchen und später in renommierten Hotelküchen im Burggrafenamt. Meist trank er nach Feierabend einen über den Durst. „I bin a regelmäßiger Gesellschaftstrinker gweesn“, erklärt er. Diese Regelmäßigkeit führte ihn in die Abhängigkeit. Seine Frau Anna Ladurner, die mit ihm nach der Hochzeit 1980 ins „Dörfl“ zog, merkte erst nach und nach, wie es um Ferdi stand. Doch alles Zureden fruchtete nichts.1982 machte sich Ferdi selbständig, übernahm eine Pizzeria in St. Valentin und anfangs der 90er Jahre einen Gasthof in Tartsch. Diese Zeit möchte Ferdi am liebsten verdrängen. Der Alkohol hatte ihn voll im Griff und er war selbst sein bester Gast im Lokal. „I bin auf- in- unt übrgschnoppt“, bekennt er. Das war der Wendepunkt. „Seffl honn i nou in Hirakastl kopp, dass i verstondn honn, dass es fünf vor zwölf isch“, sagte er. Acht Wochen dauerte die Therapie.

Als er ins Dörfl zurückkehrte, musste er sich erst einmal erholen. Sein Körper war schwach und immer noch schwer. Er war fest entschlossen, das durch Bewegung zu ändern, und er begann mit Spaziergängen und kleineren Bergwanderungen. Eine neue Arbeit fand er in der Firma HOPPE in Schluderns. Da er sich kein Auto leisten konnte, machte er die Not zur Tugend und fuhr mit dem Fahrrad zum Betrieb und wieder ins „Dörfl“ zurück, über drei Jahre lang. Damit begann seine sportliche Karriere. Er trat auch noch in die Pedale als er wieder Autobesitzer war. „I mecht dia Zeit nit missn“, erklärt er. Er hatte viel Zeit in sich zu gehen, verlor Kilos und gewann an Lebensqualität. Die Radfahrten erübrigten sich, als Ferdi mit Anna nach Schluderns zog, nachdem sie eine Anstellung im dortigen Altenheim gefunden hatte.

Ferdi machte die sportliche Betätigung zu seinem neuen Lebensinhalt.  „Mai Sucht honn i verlogert“, betont er. Fast genauso oft wie er früher zum Glas gegriffen hatte, beschäftigt er sich heute mit gesunder Ernährung und Sportprogrammen. Zu einer Herausforderung wurde 2001 sein erster Halbmarathon bei Meran. Er war mit 108 Kilogramm zwar immer noch übergewichtig, schaffte aber die 21 Kilometer knapp unter zwei Stunden. Mittlerweile hat er Marathons in München und in Berlin bestritten mit Zeiten von drei Stunden 45 Minuten. Er verlor weitere Kilos. Laufzeiten spielen für ihn eine untergeordnete Rolle. „Wichtig isch s Ziel“, sagt er. Und wichtig sind ihm die Trainingsstunden im Fitness Center in der Therme Meran, die er dreimal wöchentlich besucht. Die Begegnungen mit Gleichgesinnten  tun ihm gut. Und gut tut ihm auch der regelmäßige Saunabesuch im „Sportwell“ in Mals. Derzeit bereitet sich Ferdi auf den Südtirol-Marathon am 3. Oktober in Bozen vor und möglicherweise schafft er dort die nächste persönliche Bestzeit.

Magdalena Dietl Sapelza